Festival of Nine Lessons & Carols for Christmas
In Klang gegossene Friedensbotschaft
Münster, WN 11. Dezember 2023 von Günther Moseler (WN)
Der Konzertchor Münster in der stimmungsvoll illuminierten Mutterhauskirche der Mauritzer Franziskanerinnen in Münster. (Foto: Michael Kestin)
Wer Krieg, rohe Sitten, Mord, Totschlag, Raub wie mangelnde Einkehr zur Weihnachtszeit beklagt, dem müsste ein Blick in biblische Vergangenheit genügen: Die Geschichte um die Geburt Jesu ist von Krieg, Gewalt und zynischer Despotie umgeben, neben Herodes darf auch Friedenskaiser Augustus als im Grunde wenig zartbesaitet gelten. Und Konsumrausch expandierte schon damals zum Lieblingslaster.
In dieser Weise markierte das „Festival of Nine Lessons & Carols for Christmas“ in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen eine konzertante Gegenposition: Der Saal in tiefes Meerblau getaucht, an dessen Seitenwänden weiße Lichtflecken wie ein Muster von Fenstern oder rotierenden Planeten Perspektiven in weite Fernen suggerierten. Kein Platz unbesetzt, Emporen inklusive – die Arche Noah hätte nicht dichter besetzt sein können.
Ein Gesang von Kinderstimmen hob, unsichtbar unter der Orgelempore, an: „Once in a Royal City“, mit dieser Zeile schritt eine kleine Prozession durch den Mittelgang Richtung Altar, unmerklich fädelte sich der Konzertchor Münster ein – das „Festliche Adventskonzert in der Tradition des King’s College, Cambridge“ zugunsten des „Johannes-Hospiz Münster“ begann geheimnisvoll.
Neun Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament wechselten mit Chor- wie Publikumsgesang, von „Vertreibung aus dem Paradies“ bis hin zu „Der heilige Johannes entfaltet das große Geheimnis der Menschwerdung“ schlug Ulrich Bärenfänger den rezitierenden Bogen, im Zentrum „Die Geburt Jesu“. Er enthielt sich liturgischer Diktion und wirkte, als erzähle jemand eine alltäglich bedeutsame Geschichte, die jedem einleuchtet. Derart rückte der pastorale Predigtton, sein moralischer Subtext in den Hintergrund und plastischer an den Zuhörer heran.
Dazu gehörte auch das „Programm zum Mitsingen“ fürs Publikum: Zart segelte „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ durch den Raum, etwas zögernder das „Herbei o ihr Gläubigen“, das finale „O du fröhliche“ dagegen besaß emphatische Selbstgewissheit. Unausweichlich wohl Georg Friedrich Händels siegessicherer „Messias“, dessen „For unto us“ der Konzertchor unter Leitung von Marion Wood mit prachtvollem Klang und präziser Diktion präsentierte. Der Satz „Gloria et in terra pax“ aus der h-Moll Messe des großen Bach bilanzierte in seiner verrätselten Transzendenz einen Abend, der der Freiheit des freien Glaubens auf der Spur blieb. Die Heilsgeschichte des Christentums als Ermutigung und Aufgabe von und nach allen Seiten!
Festival of Nine Lessons & Carols
Darbietung in bester britischer Tradition
Münster, WN 11.Dezember2023 von Klaus Möllers (WN)
Das Adventskonzert fand in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen statt. Foto: Klaus Möllers
Neun kurze Lesungen aus dem Alten und aus dem Neuen Testament wurden gehalten von Schauspieler und Sprecher Ulrich Bärenfänger aus Münster. Sie wurden im Wechsel vorgetragen mit Advents- und Weihnachtsliedern – im Englischen „Carols“ – von Chor und Orchester.
„Herr Bärenfänger und ich haben Texte aus der Nacherzähl-Bibel und der Basis-Bibel umgeschrieben“, erklärte Regina Bisping-Spengler, 1. Vorsitzende des Musikvereins zum Inhalt. Eine verständlichere und moderne Sprache wurde verwendet.
Dabei war die Heilsgeschichte Thema in Etappen – von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, der Verkündung an das Volk Israel, dass ihm ein Kind geschenkt werde über die Nachricht eines Engels an Maria, dass sie schwanger sein wird und schließlich die Geburt Jesu im Stall von Betlehem. „Wir wollten, dass die Leute die Texte verstehen. Wenn zum Beispiel Kinder und religionsfremde Besucher als Zuhörer da sind, ist es so für sie leichter“, sagte Bisping-Spengler.
Sängerinnen und Sänger des Konzertchores unter Leitung von Dirigentin Marion Wood wurden begleitet vom „Orchester Tonfarben“, einem Projekt von Studierenden und Absolventen der Musikhochschule sowie zwei Gast-Trompetern, das sich eigens für den Konzertabend gebildet hatte. Erstmals trat auch der erst vor acht Wochen gegründete Kinderchor des Musikvereins mit Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis neun Jahren auf. Sie sangen Teile von Liedern und teils auch mit den Erwachsenen zusammen.
Der Eintritt zum Konzert war kostenlos, allerdings erbat der Konzertchor Spenden zugunsten des Johannes-Hospizes. Laut Leo Bisping vom Hospiz habe „eine sehr hohe Spendenbereitschaft“ bestanden. Den genauen Betrag wollte er nicht nennen.