Hayden „ Die Schöpfung“
Konzertreise nach München 2022
3. Juli 2022
SängerInnen des Konzertchors Münster e.V., SängerInnen des Madrigalchors, München, Kammerorchester Dieter Sauer, Solisten: Janina Knothe, Sopran, Harald Thum, Tenor, Dominik Schumertl, Bass, Dirigent: Dr. Franz Brandel
Foto: Tobias Tönnesmann
Auf Einladung des Madrigalchores München unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Brandl reist der Konzertchor Münster in Begleitung seiner Chorleiterin Marion Wood nach München, um dort in der beeindruckenden Barockkirche St. Michael Berg am Laim das Oratorium „Die Schöpfung“ ein zweites Mal in diesem Jahr aufzuführen. Ganz anders als in der großen Domkirche in Münster konnte hier das Oratorium bei hervorragender Akustik in kleiner, aber feiner Besetzung dargeboten werden.
Die Reise nach München ist auf vielfältige Weise beglückend verlaufen, Bilderbuchwetter, ein hervorragendes Hotel mit Sicht auf die Alpen und wunderschöne Abende in Münchens versteckten Biergärten abseits des touristischen Mainstreams sowie eine außergewöhnlich kundige kunstgeschichtliche Führung durchs Zentrum Münchens geben uns die Möglichkeit, neben den Proben mit viel Spaß und vielseitigem Interesse Gemeinschaft zu leben.
Kleiner Höhepunkt unserer Konzertreise ist unsere improvisierte Hauptprobe in ungewöhnlicher Umgebung. Ja, auch Münchner Chöre haben Probleme mit der Bereitstellung eines Probenraumes. So finden wir uns überraschenderweise in einer Shisha-Bar wieder, deren albanische Besitzer dem verzweifelt suchenden Pof. Brandl gegen die Bestellung diverser Pizzen die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.
Einen schöneren Kontrast kann man sich nicht vorstellen, von christlichem Glauben durchdrungene musikalische Darbietung trifft ganz unvorhergesehen auf übernächtigte Islamgläubige in shishageschwängerter Atemluft einer schwarzdekorierten Bar. Wir wissen nicht, was unsere albanischen Freunde gedacht haben mögen, als sie ein vielstimmiges, mit Leidenschaft vorgetragenes „Verzweiflung, Wut und Schrecken“ aus Haydens Oratorium vernahmen, Fakt ist, dass sie unseren Gesang mit verstörendem Gleichmut aufnahmen. Männer halt, denen auf ihrem Lebensweg sicher schon Seltsameres begegnet ist, als ein traditionsreicher Chor in einer Shisha-Bar am Samstag Morgen um 11.00 Uhr. Als wir gehen, übrigens gut gesättigt mit hervorragender Pizza, verabschiedet sich der Chef bei mir mit einem breiten Lächeln, das einen veritablen goldenen Schneidezahn zum Leuchten bringt, mit den Worten: “Habe schöne Patti heute Abend!“
So wird unsere Chorreise nicht nur ein fachsimpelnder Treff mit Musikern aus München und Umgebung sondern bekommt, wie ich mit Fug und Recht behaupten darf, durch den unvorhergesehenen Kontakt mit Menschen fremder Kulturen einen wie immer gearteten interreligiösen wie interkulturellen Anstrich.
Und, last but not least, das Konzert hat alle Erwartungen übertroffen, so dass der Konzertchor nun eingeladen ist im Juli 2023 noch einmal die Schöpfung zu singen, dieses Mal im Cuvilliéstheater München.